Wertschätzend

Nein sagen

In letzter Zeit wurden wir häufig bezüglich unseres Trainings „Wertschätzend Nein sagen“ angesprochen, was uns zeigt, dass es einen großen Bedarf an Unterstützung gibt.

Im Grundsatz geht es um die Frage: Wie stärkst du deine Fähigkeit, Prioritäten zu kommunizieren, klare Grenzen zu setzen und selbstbewusst „nein“ zu sagen, ohne dabei die wertschätzende Kommunikation aus den Augen zu verlieren und ohne die Zusammenarbeit mit deinen Partnern zu beeinträchtigen?

Mit diesem Newsletter möchten wir dir ein paar Tipps und Anleitungen mit auf den Weg geben, damit du es in Zukunft schafft, souverän und klar „nein“ zu sagen, um mehr Raum für das zu haben, was dir wirklich wichtig ist.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung.

Die Wichtigkeit des Nein-Sagens

Warum "nein" sagen so schwer fällt

Hand aufs Herz: Wie oft hast du in den letzten Wochen „Ja“ gesagt, obwohl du innerlich „Nein“ gemeint hast? Vielleicht war es die „kleine Zusatzaufgabe“ deine/r Kolleg/in, eine „kurzfristige Deadline“ deines Chefs oder die allseits beliebte „Du bist doch die Expertin, kannst du das nicht übernehmen?“-Falle.

„Ja“ zu sagen, obwohl man „Nein“ meint, ist ein kollektives Phänomen in der Arbeitswelt – besonders in Branchen, in denen Teamgeist, Expertise und Verfügbarkeit hoch im Kurs stehen. Pharma, Medizintechnik, MFA,oder Industrie: Überall dort, wo Menschen Verantwortung tragen, Kompetenz zeigen wollen und mit hoher Taktfrequenz arbeiten, wird das „Ja“ zur automatischen Antwort.
Doch Achtung: Wer zu allem Ja sagt, riskiert nicht nur seine eigene Effizienz, sondern auch seine mentale Gesundheit. Hier geht es auch um Resilienz und Achtsamkeit zu sich selbst.

Das Problem? Jedes ungeplante „Ja“ ist ein unkontrolliertes „Nein“ zu deinen eigenen Prioritäten. Stell dir das Nein-Sagen wie einen Sicherheitsgurt vor: Am Anfang drückt es ein wenig, aber es schützt dich langfristig vor einem Zeitunfall oder noch mehr. Es sichert deinen Fokus, deine Energie und deine Klarheit. Und genau deshalb lohnt es sich, die Kunst des Nein-Sagens zu erlernen.

"Nein" sagen

Die 3 größten Stolperfallen

  1. Angst vor Ablehnung: Wenn ich Nein sage, mag mich mein Team nicht mehr.
  2. Angst, als unkollegial zu gelten: Ich will nicht faul oder egoistisch erscheinen.
  3. Die Macht der Gewohnheit: Beim letzten Mal habe ich das doch auch gemacht, also mache ich es wieder.
Reflexion

Fragen an dich

  • Wann hast du das letzte Mal ungewollt „Ja“ gesagt? Welche Situation fällt dir spontan ein?
  • Warum hast du „Ja“ gesagt? (Unsicherheit, Mitleid, Routine,… ?)
  • Welche Alternativen hättest du gehabt?

Verschiedene Anfragen

Vielfältige Möglichkeiten "nein" zu sagen

1. Die Klarheitsformel: Dein Ja bewusst machen

Frage dich, wozu du „Ja“ sagst, wenn du diese Aufgabe annimmst.
Beispiel: „Ja“ zur spontanen Präsentation heißt „Nein“ zu deiner eigenen Deadline.

2. Das freundliche, aber klare Nein

Dein „Nein“ muss weder unfreundlich noch ein langer Monolog sein. Äußere es kurz, direkt und wertschätzend.

Kolleg/in: „Kannst du gerade mal die Präsentation für mich machen?“
Du: „Ich würde dir gern helfen, aber ich habe selbst eine Deadline. Vielleicht kann dir jemand anders helfen?“

3. Die Experten-Falle entschärfen

Kolleg/in: „Das kannst du doch viel besser als ich!“
Du: „Danke für dein Vertrauen. Ich glaube, es ist eine gute Gelegenheit für dich, das selbst zu üben.“

4. Die „Letztes Mal“-Falle entschärfen

Kolleg/in: „Beim letzten Mal hast du das doch auch wunderbar gemacht!“
Du: „Ja, das stimmt! Damals hatte ich die Kapazität dafür. Jetzt passt es leider nicht.“

Ein strategisch kluges "Nein"

7 Prinzipien

1. Sag nicht einfach „nein“. Biete eine Alternative.

Wenn du ein „Nein“ aussprichst, ohne dein Gegenüber im Regen stehen zu lassen, wird es besser akzeptiert.
Beispiel 1: „Ich kann den Bericht heute nicht übernehmen, aber ich kann dir morgen eine halbe Stunde helfen, ihn gemeinsam zu strukturieren.“
Beispiel 2: „Ich schaffe es diese Woche nicht, aber vielleicht kann XY dich unterstützen.“

2. Nutze das verschobene „Ja“

Nicht jede Ablehnung muss ein kategorisches „Nein“ sein. Oft reicht ein zeitliches Verschieben, um deine Integrität und Verbindlichkeit zu zeigen.
Beispiel: „Ich würde das gern machen, aber diese Woche bin ich ausgelastet. Nächste Woche hätte ich ein Zeitfenster.“

3. Nutze die Kraft der Ich-Botschaften

Statt dich zu rechtfertigen oder zu entschuldigen, bleib bei dir. Zeige deine Grenzen, ohne den anderen abzuwerten.
Beispiel: „Ich brauche aktuell den Fokus auf mein Projekt, um meine Qualitätsansprüche zu halten. Daher kann ich es nicht übernehmen.“

4. Erkenne emotionale Manipulation

Phrasen wie „Du bist doch der Experte“ oder „Du hast es doch letztes Mal so toll gemacht“ zielen auf dein Pflichtgefühl. Erkenne sie und bleibe klar.
Antwort: „Ja, das habe ich gemacht – und das war damals auch passend. Im Moment ist meine Priorität eine andere.“

5. Trainiere dein Mikro-Nein im Alltag

Nicht jede Ablehnung braucht ein großes Gespräch. Übe, in kleinen Dingen „Nein“ zu sagen – etwa bei Unterbrechungen, spontanen Bitten oder unklaren Anfragen.
Beispiel: „Lass uns später sprechen, ich will das hier erst beenden.“

6. Visualisiere deine Grenze

Stell dir eine Linie vor, die deine Zeit und Energie schützt. Wer sie überschreiten will, muss durch deine bewusste Entscheidung.
Mentales Bild: Ich öffne mein Zeitfenster nur, wenn es zu meinem Fokus passt.

7. Erlaube dir, unbequem zu sein

Manchmal ist ein klares „Nein“ notwendig – auch wenn es kurzfristig Irritation auslöst. Langfristig stärkst du damit deine Glaubwürdigkeit.
Beispiel: „Ich sehe, dass es dringend ist. Aber ich kann es heute nicht übernehmen, ohne andere Verpflichtungen zu vernachlässigen.“

Mini-Challange

"Nein" sagen üben

  • Wann hast du das letzte Mal ungewollt „Ja“ gesagt? Welche Situation fällt dir spontan ein?
  • Warum hast du „Ja“ gesagt? (Unsicherheit, Mitleid, Routine,… ?)
  • Welche Alternativen hättest du gehabt?
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