Wirksames Fragen III
Aktives Hinhören
Wie bereits im letzten Newsletter angekündigt, runden wir die Reihe „Wirksames Fragen“ – ein Bereich der Königsklasse Kommunikation – heute mit dem dazugehörigen Thema „Aktives Hinhören“ ab.
Wir sprechen übrigens bewusst vom Hinhören und nicht vom Zuhören. Denn durch die Vorsilbe „hin“ wird das Hören in eine konzentrierte Richtung gelenkt: in Richtung deines Gesprächspartner.
Hörst du im Gespräch bei deinem Gegenüber aufmerksam hin, gelingt es dir, wichtige Informationen und Emotionen zu erfassen, die für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung sind.
Falls Du mehr wissen möchtest, melde Dich gerne jederzeit.
Herzliche Grüße
Volker Böhning
Grundlagen
Drei Bestandteile
Das aktive Hinhören wird im ersten Schritt in 3 grundsätzliche Parameter unterteilt:
- Paraphrasieren
Das Gehörte wird mit eigenen Worten wiedergegeben. - Verbalisieren
Die herausgehörten/wahrgenommenen Gefühle werden dem Gesprächspartner gespiegelt. - Wiedergeben der herausgehörten Wünsche und Bedürfnisse
Die herausgehörten Wünsche und Bedürfnisse werden genannt.
Praxisnahe Kommunikationsübung (in Kleingruppen)
Die 3 Wege des aktiven Hinhörens
Im Zuge unserer Trainingskonzeptionen haben wir eine spezielle Kommunikationsübung zu diesem Thema entwickelt: „Die 3 Wege des Aktiven Hinhörens“.
Bestandteil dieser Übung ist, das Paraphrasieren, Verbalisieren und Wiedergeben konzentriert und gezielt im Gespräch bzw. beim aktiven Hinhören einzusetzen.
Ziel
Du verstehts dein Gegenüber noch besser und gleichzeitig fühlt er sich auch besser verstanden.
Vorgehensweise
Vier Teilnehmer (es gehen auch drei) sitzen im Kreis zusammen und übernehmen verschiedene Rollen (im Uhrzeigersinn).
A berichtet von einem emotionalen persönlichen Erlebnis (z.B. ein Erfolg oder Misserfolg bei der Arbeit, Urlaubserlebnisse, Geburt des Kindes, schöne Feier …).
B fasst mit eigenen Worten den Inhalt dessen zusammen, was A gesagt hat (Paraphrasieren). „Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann…“ oder „Du meinst also, dass…“.
Sollte inhaltlich etwas fehlen, können C und D an dieser Stelle einspringen und ergänzen/helfen.
C spiegelt als nächstes die Gefühle, die er bei A’s Schilderung herausgehört hat (Verbalisieren).
„Ich sehe, dass du dich darüber wahnsinnig freust … .“ oder „Wenn ich dich so höre, bemerke ich, wie stolz/enttäuscht/sauer… du darüber bist.“
Sollte etwas fehlen, können B und D an dieser Stelle einspringen und ergänzen/helfen.
D gibt die herausgehörten Wünsche und Bedürfnisse wieder.
„Und beim nächsten Mal wünscht du dir… .“
Sollte etwas fehlen, können an dieser Stelle B und C einspringen und ergänzen/helfen.
Abschließend fast B,C oder D alle drei Bestandteile (Inhalt, Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse) in eins zusammen. Diese letzte Sequenz, in der alle 3 zuvor separierten Anteile in eins wiedergegeben werden, stellt das eigentliche aktive Hinhören dar.
Seid ihr das Szenario so einmal durchgegangen, reflektiert den ersten Durchgang der Übung kurz im Team. Danach wechselt ihr die Position im Uhrzeigersinn so lange, bis jeder jede Rolle einmal eingenommen hat.
By the way
Guten Fragen in der Reflexionsphase
- Was lief gut und war förderlich?
- Was war eher hinderlich?
- Allgemeine Anmerkungen sind … .
Tipp
Bevor du in ein Gespräch gehst, widme dich bewusst deiner Konzentration mit einer für dich passenden Übung. Hierzu haben wir in einem unserer Newsletter „Konzentration“ ein paar Anregungen.
Mache Dir während des Hinhörens Notizen, damit wichtige Informationen fixiert sind und du sie abschließend gesammelt zusammenfassen kannst. Lass deinem Gesprächspartner den Raum für seine Emotionen, Bedürfnisse und Wünsche und takte dich auf ihn ein.
Unterstützung mit Körpersprache
Rapport
Wir wissen aus der Kommunikationsforschung, wie wichtig die Körpersprache ist. Und so leite ich noch mal kurz über zu dem Thema Rapport.
Beim Rapport geht es unter anderem darum, das Gespräch zielführend zu leiten und dem Gesprächspartner vertrauensvoll zu begegnen. Er ist dazu da, eine Brücke zum Gegenüber zu bauen und dadurch Verständnis, Vertrauen und Offenheit zu erzeugen. Dies gelingt dir, indem du deinen Gesprächspartner spiegelst. Dadurch fühlt er sich wahrgenommen und verstanden. Durch Rapport entsteht eine spürbar starke Verbundenheit.
Dazu dient der Rapport im Speziellen:
- Ich schwinge mit dem Gesprächspartner auf der selben Wellenlänge
- Vertrauen entwickelt sich
- Ich bekomme ein besseres Verständnis für andere Menschen
- Ich fühle, wie es dem anderen gerade geht
- Ich hole den anderen ab, wo er ist
- Widerstände werden aufgelöst
- Es entsteht eine Offenheit für die Welt des anderen
- Es wird ein vertrauensvolles Miteinander gelebt und eine starke Zusammenarbeit gefördert
So kannst Du Rapport herstellen:
- Du tacktest dich auf deinen Gegenüber ein.
- Du spiegelst dein Gegenüber
- Du gehst mit seinen Bewegungen mit (Z.B.: Du trinkst, wenn er trinkt. Du schaust aus dem Fenster, wenn er aus dem Fenster schaut. …)
Der Rapport unterstützt dein aktives Hinhören und führt dazu, dass du im Hier und Jetzt mit deinem Gesprächspartner bist.