Mehr Autonomie und Selbstbestimmung
Empowerment leben I
Wie wäre es für dich, wenn du intrinsisch noch motivierter mit Selbstbestimmung deine Aufgaben im Unternehmen er- und bearbeiten kannst und zusätzlich das Gefühl hast, Einfluss nehmen zu können und in deinem Umfeld wirksam zu sein?
Ich finde: Es klingt wunderbar.
Um als Einzelner oder als Teammitglied selbstverantwortlich, selbstbestimmt und eigenmächtig zu handeln bzw. bestimmte Interessen zu vertreten, braucht es unterschiedliche Strategien und Maßnahmen, die dieses „Empowerment“ – wie man es nennt – erzeugen.
Diese vier Basisfaktoren sind für das Empowerment wichtig:
- Du selbst
- Dein Team
- Deine Führungskraft
- Deine Organisation
Ich habe dir zu jedem Punkt ein paar Informationen und Fragen aufgeführt, die du in einem ruhigen Moment angehen kannst.
Ich wünsche dir viel Empowerment!
Herzliche Grüße
Volker Böhning
Stärken erkennen und leben
1. Du selbst
- Reflektiere, wo deine Stärken sind, was du gern und mit Freude tust und was dir Energie liefert. Und vor allem: Lebe danach – so häufig wie möglich!
- Betrachte deinen Job immer von der holistischen Seite.
Ein Beispiel: Ein Pharmareferent könnte seinen Job von dieser Seite sehen: „Ich muss viel zu viel Administration machen – das raubt mir Kraft.“ Wenn er seinen Beruf jedoch ganzheitlich betrachtet, erkennt er, dass er die Ärzte dahingehend informiert, welche Patienten von seinem Arzneimittel am stärksten profitieren werden. Diese Sichtweise wiederum gibt ihm Energie und Kraft. - Nimm dir Zeit zur Regeneration. (Stichworte: Resilienz und Achtsamkeit)
Schließlich ist es auch wichtig, dass Erfolge gefeiert werden. Das gibt dir Power, Motivation und gute Gefühle. Überlege einmal für dich/dein Team, welcher Erfolg entsprechend gefeiert werden sollte.
Eigenarbeit
Fragen an dich
- Wo siehst du deine Stärken und wie kannst du sie noch intensiver im Job ausleben?
- Wenn du deinen Job als Ganzes siehst, was ist der tiefe Sinn für dich, deine Organisation oder für die Gesellschaft?
- Wie planst du deine Zeit für Regeneration, um auf dich zu achten?
- Was kannst du für dich hier noch „on top“ tun?
Gemeinsam stark
2. Dein Team
Im Einklang mit der Reduktion von Hierarchien, möchte ich jetzt den Fokus auf sich selbst organisierende Teams (SOT) mit geteilter Führung lenken – eine herausfordernde, strukturelle Umstellung für viele Unternehmen.
Durch dieses Vorgehen wird die Selbstbestimmung und Partizipation jedes Einzelnen gefördert und gestärkt. Die Entscheidungen werden näher an die Stelle transportiert, an der sich die Herausforderung befindet bzw. Lösungen optimalerweise entwickelt werden können.
Im Hinblick auf den Vertrieb ist es beispielsweise der Point of Sale (PoS), der die Verbindungslinie zwischen Vertrieb und Kunden darstellt.
Wichtige Parameter für das Team-Empowerment
- Das Team hat ein gemeinsames Ziel und gleichzeitig das Wissen, um es zu erreichen.
Tipp: Die Ziele müssen in regelmäßigen Abständen reflektiert werden. Arbeitet an dieser Stelle z.B. mit dem agilen Framework Objectives and Key Results (OKR). - Gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung unter den Teammitgliedern
- Wirklich alle Teammitglieder müssen die Möglichkeit haben, sich konstruktiv einbringen zu können. Dieses gilt gerade auch für die eher zurückhaltenden Teammitglieder, die beispielsweise im DISG-Modell eher im grünen und blauen Bereich zu finden sind.
Tipp: Prozesse der Kommunikation und Koordination sollten sinnvoll entwickelt werden. Hier bieten sich Formate wie Brainwriting oder diverse Moderationstechniken an. Damit können sich alle im Team gleichermaßen beteiligen.
Eigenarbeit
Fragen an dich
- Welches Ziel hat dein Team und mit welchen Maßnahmen möchtet ihr dieses erreichen?
- Wie stark unterstützt ihr euch im Team auf einer Skala von 1-10?
- Wie stark können sich derzeitig alle Teilnehmer in Prozessen und Fragestellungen auf einer Skala von 1-10 einbringen?
Diskutiere auch diese Themen mit deinem Team und suche ggf. nach Optimierungsmöglichkeiten.


Wirksam sein.
Ganz nach deinem Geschmack.
Hand in Hand
3. Deine Führungskraft
Hier geht es primär darum, wie die Mitarbeiter und Teams durch die Führungskraft inspiriert, gefördert und bestärkt werden, wie selbstwirksam jeder im Job arbeiten kann und insbesondere wie vertrauensvoll die Zusammenarbeit zwischen Führungskraft und Mitarbeiter/Team läuft.
Das VOPA+-Modell (Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität auf Basis des Vertrauens) gibt hier für Führungskraft und Mitarbeiter eine gute Hilfestellung.
- Abgabe von Macht und damit mehr Partizipation in Entscheidungsfindungen bei den Teams und Mitarbeitern.
Das findet zwischen den beiden folgenden Polen statt:
1. Eher geringere Partizipation: Der Mitarbeiter/das Team gibt nur seinen/sein Input, setzt jedoch nichts eigenverantwortlich um.
2. Größtmögliche Partizipation und Verantwortungsübergabe: Vollständige Abgabe und Entscheidungskompetenz ans Team oder an einen einzelnen Mitarbeiter. In diesem Fall sind gute Koordination und Infoaustausch zwischen Führungskraft und Mitarbeiter/Team nötig. - Emotional und motivatorische Unterstützung
Um dies zu erreichen, ist es wichtig, dass die Führungskraft Ver- und Zutrauen zeigt und seine Mitarbeiter ermutigt, sich ambitionierte Ziele vorzunehmen und initiativ voranzuschreiten. Das Zulassen und Fördern von selbstverantwortlichem Arbeiten (Autonomie) unterstützt das Empowerment enorm.
Zwei Kernsätze an alle Führungkräfte, die diesen Letter lesen:
1. „Führungskräfte werden (wirk)mächtiger, je besser sie Ohnmacht aushalten können“ (aus der positiven Psychologie, n. Prof. M. Seligman).
2. „Die Geführten machen die Führungskraft – und nicht umgekehrt“ (Kellermann, 2007, Harvard Business Review 85, S. 84-91). Eine optimale Analogie stellt hier der Sport dar – z. B. Fussball.
Tipp
Förderung der Entwicklung von Mitarbeitern und Teams
Das GRPI Modell und Psychologische Sicherheit
Dies gelingt mit reflexivem Coaching von Mitarbeitern und Teams. Denn: Eine positive Feedback- und Fehlerkultur sind weitere Trigger für die Stärkung des Empowerments (Stichwort: Psychologische Sicherheit und GRPI-Modell).
Eigenarbeit
Fragen an dich
- Wie stark kannst du dich in Entscheidungen einbinden?
- Wie stark ist das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deiner Führungskraft?
- Wie selbstverantwortlich kannst du agieren?
- Wie sieht eure Feedback- und Fehlerkultur aus? Was kann hier optimiert werden?
Diskutiere deine Antworten ggf. mit deinem Team.
Die Hierarchie
4. Deine Organisation/dein Arbeitgeber
Der stärkste Hebel hinsichtlich der strukturellen Ebene ist die Hierarchie im Unternehmen. Damit ein Empowerment erzielt werden kann, müssen die Hierarchien flach gestaltet werden, um Machtunterschiede zu reduzieren.
Gerade in der komplexen VUCA-World ist die Hierarchie am effektivsten, wenn Führungskräfte demokratischer agieren und mehr Partizipation zulassen – also zunehmend Entscheidungen abgegeben werden. Dies beinhaltet auch ein Mehr an Informationstransparenz zwischen Führung und Mitarbeiter.
Trotz vorhandener Hierarchie wird den Mitarbeitern bei bestimmten Aufgabenstellungen und Situationen vertrauensvoll möglichst viel eigener Entscheidungsraum gegeben – und damit auch die Verantwortung.
Beispielhaft hierfür ist der Außendienstmitarbeiter als sog. „Manager im eigenen Gebiet“, der volle Verantwortung für sein Gebiet trägt und auch entscheidet, welche Gebietsstrategie konkret zielführend ist und wie er crossfunktional möglichst kundenzentriert agieren möchte.
Eigenarbeit
Fragen an dich
- Wie sieht es in deiner Organisation aus und wo ist für dich und für deine Organisation Raum für Verbesserung?
Reflektiere diese Frage, mache dir dazu Notizen und diskutiere sie ggf. mit deinem beruflichen Umfeld.