Die starke, überzeugende Stimme III
Haltung trainieren
Es freut mich enorm, wie positiv unsere letzten beiden Newsletter Stimme 1 und Stimme 2 aufgenommen wurden. An dieser Stelle möchte ich einmal danke sagen: für das Interesse, die Resonanz und den intensiven Austausch mit dir bzw. euch.
Neben dem Feedback erhielt ich weitere, tiefergehende Fragen zum Thema Stimme, auf die ich heute eingehen möchte.
Die Themen sind:
- Deine innere Haltung in der Kommunikation – Dein Mindset
- Bedeutung von Körperhaltung, Gestik und Mimik
- So trainierst du am besten deine Stimme
Ich wünsche Dir gutes Gelingen beim Trainieren.
Herzliche Grüße
Volker Böhning
Einstellungssache
Glaubenssätze
Deine positive, innere Überzeugung zu dem, was du sagst und präsentierst, verleiht deiner Stimme Glaubwürdigkeit, Stärke und Überzeugungskraft.
Hin und wieder stehst du dir mit sogenannten Glaubenssätzen schon mal selbst im Wege. Diese hemmemden Glaubenssätze lauten beispielsweise:
- „Ich kann nicht gut reden.“
- „Präsentieren ist nicht mein Ding.“
- „Ich fühle mich unsicher.“
- …
Professor Paul Watzlawick hat festgestellt, dass das was ich glaube, sich häufig auch genauso entwickelt. Das heißt: Fühlst du dich unsicher, wirkst du auch unsicher. Glaubst du, dass du nicht gut reden kannst, dann redest du auch nicht gut. Wir sprechen hier u.a. von der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“.
Methode der Wahl
Verändere deinen hemmenden Glaubenssatz in einen neuen, motivierenden positiven Glaubenssatz um. Formuliere ihn für dich so, dass der neue stärkende Glaubenssatz zu dir passt und ändere damit dein Mindset. Dann vermittelt dieser neue Glaubenssatz ein gutes, solides und sicheres Gefühl.
Ein Beispiel
Hemmender Glaubenssatz
„Präsentieren ist nicht mein Ding.“
Stärkender neuer Glaubenssatz
„Gut vorbereitet gehe ich in meine Präsentationen und ich gebe mein Bestes – und das ist gut so.“
Glaubenssatz trainieren
Call-to-Action
Überlege jetzt bitte einmal, ob du einen oder mehrere Glaubenssätze bezüglich deiner Präsentations- und Rhetorikfähigkeiten hast und schreibe dir diese(n) in der folgenden Tabelle in die linke Spalte nieder.
Schritt 2: Überlege, welcher positive Glaubenssatz zum negativen Glaubenssatz passt. Feile daran solange, bis er richtig gut zu dir passt und dir ein sicheres Gefühl vermittelt.
Schritt 3: Notiere diesen neuen Glaubenssatz auf einen oder mehrere Zettel und verteile sie an mehreren Stellen, so, dass du diesen Satz immer wieder liest.
Schritt 4: Sprich diesen Satz möglichst häufig für dich – am besten laut – aus.
Je häufiger du mit diesem neuen Glaubenssatz in Kontakt trittst, desto stärker verankert er sich in deinem Gehirn (Neuroplastizität).
Mit dieser Technik schaffst du es, den alten Glaubenssatz auf ein Minimum abzuschwächen, so dass er dich zukünftig nicht mehr behindert.
Bedeutsam
Körperhaltung, Gestik und Mimik
Wir wissen von Professor Mehrabian, dass die Körpersprache zu 55% unsere Kommunikation beeinflusst.
Im Stehen kommunizieren
Im Sitzen ist das Zwerchfell häufig etwas eingeklemmt. Dadurch erfolgt das Ein- und Ausatmen deutlich flacher. Folglich ertönt die Stimme flacher und schwächer.
Im Sitzen signalisiert der Körper dem Gehirn Entspannungssignale. Das Gehirn möchte also eher im Ruhemodus arbeiten. Dadurch verliert die Stimme an Dynamik, Kraft und Ausdrucksstärke.
Im Stehen jedoch befindet sich unser Körper in absolutem Wach- und Aufnahmemodus. Die Stimme wird deshalb dynamischer, stärker und folglich überzeugender.
Die Powerpose
Vielleicht erinnerst du dich an die Powerpose aus einem unserer letzten Newsletter.
Die Füße stehen schulterbreit auseinander, der Bauch ist etwas eingezogen, die Brust kommt etwas raus und die Schultern nach hinten. Insgesamt stehst Du möglichst gerade – wie eine Marionette, die leicht am Faden hochgezogen wird. Dadurch steigt laut Prof. Amy Cuddy (Harvard) das Testosteron und die Stresshormone sinken.
Das Ergebnis: du kommunizierst deutlich stärker und selbstbewusster.
Packe es an!
Sei ausdrucksstark.
Entspann dich
Stimmbänder trainieren
Die 2 Stimmbänder – eine Schicht aus elastischen und kollagenen Fasern – lassen sich ähnlich wie ein Muskel sehr gut trainieren. Professionelle Sänger tun dieses tagein und tagaus.
Deine Körperhaltung und -spannung hat großen Einfluss auf deine Stimme. Und oft sind es die Schultern, die es zu entspannen gilt, denn sie sitzen in unmittelbarer Nähe zu den Stimmbändern. Je entspannter du bist, umso besser kannst du deine Stimmbänder trainieren bzw. entfaltet sich deine Stimme.
Übung 1
Schulterübung
Zieh deine Schultern soweit es geht hoch zu deinen Ohren und halte diese Position für circa 3 Sekunden. Danach löse diese Haltung und lass deine Schultern nach unten sinken. Beim Senken der Schultern atme bewusst aus. Diese Übung wiederholst Du am besten 5 Mal.
Kreise im nächsten Schritt deine Schultern nach vorn und hinten und atme auch hier am Ende der Bewegung bewusst aus. Auch diese Übung wiederholst du optimalerweise 5 Mal.
Übung 2
Affentrommel
Diese Übung ist gerade morgens sehr wertvoll, denn sie löst Schleimreste, die sich noch von der Nacht auf Stimm- und Sprechapparat befinden.
Für diese Übung stellst Du dich hüftbreit hin. Balle deine Hände zu lockeren Fäusten und klopfe locker – nicht zu fest – aber schnell links und rechts vom Brustbein auf deine Rippen und wandere mit der Bewegung hoch bis zum Schlüsselbein. Parallel zum Klopfen beginnst du bei geschlossenem Mund mit deinem Eigenton zu brummen. Das ist der Ton, bei dem du ohne große Anstrengung lange brummen kannst. Wiederhole diese Übung regelmäßig (z.B. täglich 2 Mal) für jeweils 1,5 Minuten.
Mit Hilfe dieser Übung stärkst du die Muskulatur rund um Hals und Kiefer und deine Stimme wird voller, runder und weicher.
Übung 3
Artikulationstraining
Nimm dir einen Weinkorken zur Hand (es funktioniert auch mit deinem Zeigefinger, den hast du sogar immer parat) und halte ihn mit deinen Schneidezähnen fest. Spreche anschließend mit dem Korken im Mund ganze Sätze oder auch Textpassagen so klar und deutlich wie möglich. Achte darauf, dass du vor allem die Konsonanten möglichst präzise und ausdrucksstark artikulierst. Dauer der Übung: Mindestens 1 Minute.
Diese Übung kann man auch hervorragend zu zweit durchführen. Einer spricht, der andere versucht zu verstehen.
Hilfreiche, weiterführende Tipps
Die optimale Präsentation
11 goldene Rhetorikregeln
- Meine Vorbereitung ist das A und O.
- Ich lerne den Anfang auswendig – so überwinde ich Lampenfieber.
- Mein Redebeginn ist ein Startschuss mit Überraschung.
- Ich stelle von Anfang an optimalen Kontakt zum Publikum her.
- Das, was ich sage, meine ich auch so.
- Ich formuliere kurze Sätze.
- Ich nutze Bilder und Metaphern.
- Ich setze gezielt Pausen ein – sie bringen Ruhe und unterstreichen Wichtiges.
- Ich nutze die Kraft der Zahl „3”.
- Am Ende fasse ich zusammen und formuliere möglichst einen Appell.
Mein Ende ist ein echter Schluss-Punkt.