Die starke, überzeugende Stimme II

Charisma trainieren

In meinem letzten Newsletter habe ich einige Tipps für die Entwicklung eines überzeugenden Charismas veröffentlicht und in dem Zusammenhang ein paar prominente Beispiele genannt. Inhaltlich ging es u.a. auch darum, wie über deine Stimme Selbstbewusstsein, Leidenschaft und Kompetenz transportiert wird.

Ja, die Stimme ist ein sehr entscheidender Faktor, wenn es um dein Charisma und somit deine Überzeugungskraft geht. Aus diesem Grund behandel ich in dieser Ausgabe das Thema weiter und gehe noch etwas tiefer.

Der Fokus im zweiten Teil der Reihe „Stimme“ liegt auf folgenden Themen:

  • Varianz in der Stimmführung
  • Lautstärke, Sprechtempo
  • Füllwörter wie äh oder ähm
 
 

Ich wünsche Dir viel Erfolg mit den Calls-to-Action und bei der Weiterentwicklung deines Charismas.

Herzliche Grüße
Volker Böhning

Lautstärke und Höhe

Stimmenvarianz

Eine variantenreiche Stimmführung in Lautstärke und Höhe stellt einen wichtigen Baustein für charismatische Gesprächsführung dar.

Schauen wir uns an dieser Stelle noch einmal Steve Jobs an und gehen zeitlich einmal zurück ins Jahr 2007, in dem er die Paradepräsentation für die Markteinführung des iPhones hielt.
In der folgenden Grafik fällt auf, wie sich Steve Jobs deutlich abweichend von den Referenzgruppen in Varianz von Lautstärke und Stimmhöhe abhebt.

Bzgl. der Lautstärke fällt auf, dass er nicht besonders laut oder leise war. Er hebt sich von der Referenzgruppe dadurch ab, dass er passagenweise lauter beziehungsweise leiser spricht.
Er spielte also aktiv mit der Lautstärke.

Die leisen Passagen erhöhen die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer und die lauteren wirken engagiert, interessant und motivierender.

Quelle: Oliver Niebuhr et al.: „What make a charismatic speaker? A computer-based acoustic-prosodic analysis of Steve Jobs‘ tone of voice“, Computers in Human Behavior 64, 2016

In Hinblick auf seine Tonhöhe zeigt die folgende Grafik, dass Jobs mit einer eher höheren Stimme spricht, dabei jedoch eine deutlich höhere Varianz im Tonhöhenumfang als die Referenzgruppe einsetzt.

Die Varianz im Tonhöhenumfang signalisiert Engagement, Inspiration und Leidenschaft.

Quelle: Oliver Niebuhr et al.: „What make a charismatic speaker? A computer-based acoustic-prosodic analysis of Steve Jobs‘ tone of voice“, Computers in Human Behavior 64, 2016

Mal langsam, mal schnell

Sprechtempo

Eine starke Varianz im Sprechtempo – mal langsameres, mal schnelleres Sprechen – verleiht deiner Stimme viel Dynamik und Spannung sowie Selbstbewusstsein.

Vielleicht erinnerst Du dich an die 4 bis 5,5 Silben pro Sekunde aus unserem letzten Newsletter. Sprichst du in deutlich schnellem Tempo, besteht die Gefahr des Nuschelns sowie der Überforderung deiner Zuhörer. Arbeitest du mit einem zu geringen Tempo, wirkst du monoton und ermüdend.

Quelle: Charisma in business Speeches: A contrastive acoustic-prosodic analysis of Steve Jobs and Mark Zuckerberg, Proceedings of the 8th International Conference of Speech Prosody, 2016

Entscheidene Pausen

Füllwörter

Spannend wird es, wenn wir uns auch hier die dritte, oben aufgeführte Grafik anschauen. Es geht darum, wie häufig Füllwörter wie „ähm“ oder „äh“ zum Einsatz kommen.

Bei Mark Zuckerberg (ehemals Facebook jetzt meta) kommen diese Wörter knapp 4 mal pro Minute vor, wohingegen Steve Jobs mit weniger als zwei „Ähm“ pro Minute auskommt.

Ist das jetzt gut oder schlecht?
Die Wissenschaft zeigt, dass gelegentliche Füllwörter sogar nützlich sein können. Passagen oder Zusammenhänge, die zeitlich nach einem Füllwort platziert werden, lassen sich vom Zuhörer oft besser erinnern.
Eine Präsentation ganz ohne „ähm“ wirkt glatt, zu geschliffen, auswendig gelernt und damit natürlich bisweilen auch emotional kalt.

3 x 1 Woche

Call-to-Action

Kurze, aber effektive Übungen

1. Woche: Variiere in dieser Woche bewusst dein Sprechtempo mit schnelleren und langsameren Passagen.

2. Woche: Variiere in dieser Woche ganz bewusst deine Lautstärke, spricht dabei mal lauter mal leiser und setze dabei bewusst Pausen ein.

3. Woche: Achte in dieser Woche auf deine Füllwörter wie „ähm“ oder „äh“ und darauf, dass es nicht mehr als 4 pro Minute sind.

Viel Erfolg!

Lernphasen

Von der unbewussten Inkompetenz zur unbewussten Kompetenz

Übrigens: wenn du jeweils für eine Woche eine Veränderung einübst, schaffst du es, die neuen Fertigkeiten in die sogenannte unbewusste Kompetenz zu entwickeln (s. Abb: „Lernphasen“ nach Prof. A. Bandura).
Du musst dann nicht mehr bewusst darüber nachdenken, was du tust bzw. wie du wirkst, sondern agierst auf ganz natürliche und unbewusste Weise sehr kompetent.

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